NATUR - MATHEMATIK - KUNST
Mit unserer Ausstellung möchten wir die enge Einheit der drei Welten Natur, Mathematik und Kunst aufzeigen.
Diese Einheit wird durch den Menschen verkörpert, der auch Teil der Natur ist, obwohl wir in der Epoche technischer Zivilisation geneigt sind, diese offensichtliche Tatsache zu vergessen.
In der Kunst der Naturvölker äußerte sich diese Einheit noch auf eine ganz unmittelbare Art und Weise, was durch die mythischen Tier- und Pflanzendarstellungen zahlreich belegt ist. Die Zeichen der mythischen Darstellungen kann man auch in der Verzierungskunst späterer Zeiten wieder finden. Wir haben Gelegenheit, diese Erscheinungen in den hier gezeigten Werken (von der Kultur der Steppennomaden, über die Kunst der landnehmenden Ungarn, bis zur Wikingerzivilisation) zu verfolgen.
Die Widerspiegelung der Außenwelt und die Darstellung des inneren Erlebens ist jedoch nicht nur eine Eigenart der Kunst, auch die Mathematik beteiligt sich daran mit den ihr eigenen Mitteln.
Kunst und Mathematik sind beide vom Bewussten, dem Verstand, und dem mehr oder weniger Unbewussten, der Intuition, Hand in Hand gesteuert; ein entscheidender Unterschied liegt vielleicht nur in ihrem Verhältnis zueinander.
Selbst die abstraktesten Begriffe und - fügen wir hinzu die erfolgreichsten - Strukturen der Mathematik sind von den Ansprüchen der Ästhetik durchdrungen. Obwohl diese mathematische Schönheit schwer zugänglich ist, kann die unmittelbare visuelle Schönheit für einen jeden mit Hilfe von räumlichen Modellen und Computerprogrammen vermittelt werden. Genau diesen Zweck hat ein Teil der hier gezeigten Werke. Andererseits eröffnen die vielseitigen Möglichkeiten des Computers den Weg für eine Akzentverschiebung: Zur Darstellung nichtmathematischer Inhalte und Ideen stehen völlig neue Mittel zur Verfügung. Um einen Vergleich zu benutzen: In der Computergraphik werden die Pinsel des Malers durch mathematische Formeln und den Computer abgelöst. Der Computer kann also nicht nur in der Kommunikationskultur, sondern auch in der visuellen Kultur eine neue Gattung schaffen.
Der Computer ist nicht das erste neue Mittel in der bildenden Kunst in unserer technischen Zeit. Die Photographie geht dem mit einem Jahrhundert voran, sie hat ebenso eine neue Richtung in ihrer Zeit geschaffen. Und hier können wir jetzt ein Beispiel dafür sehen, dass die Photographie und der Computer harmonisch miteinander auskommen und sich in ihrer Wirkung eher verstärken als schmälern.
Die tierischen Muster sind interessante natürliche Formen, die für die Wissenschaft viele, auf Lösung wartende Probleme bieten. Hier ergibt sich eine eigenartige Synthese der klassischen Verzierungskunst mit der Computergraphik; und die neuen technischen Hilfsmittel fordern Berufsgraphiker neu heraus.